Waschmaschinen waren nicht zu sehen…

Unvorbereitet – ich glaube, das trifft es am besten. Unvorbereitet ging ich diese Woche mit einer guten Freundin in die „Hieronymus Bosch. Visons alive“ Ausstellung in Berlin. Ich hatte den Namen des Künstlers vorher noch nie gehört. Okay, wer mir kennt, weiß, dass dies nicht unbedingt außergewöhnlich ist, da meine Bildungslücken in diesem Bereich einfach mal immens sind. Aber dennoch dachte ich mir auf unserem Weg dahin, ein klein wenig Vorbereitung hätte nicht schaden können. Ich wusste jedoch, dass es 2015 schon einmal eine van Gogh alive Ausstellung in Berlin gegeben hat, die toll gewesen sein soll. Also wollte ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Die Ausstellung findet in der Alten Münze am Molkenmarkt statt. Der Gebäudekomplex war in den letzten 70 Jahren die Prägeanstalt für das Münzgeld von Reichsmark, DDR-Mark, D-Mark und Euro. Wir gehen durch ein Eingangsportal in den Hinterhof, was uns den Blick auf weitere Gebäude ermöglicht. Den auf der Webseite beschriebenen beeindruckenden Charme kann ich nicht entdecken. Teilweise schon ziemlich heruntergekommen, ist die Alte Münze jedoch ein Kleinod für Künstler und Kunstschaffende.

Da die Ausstellung nur noch wenige Tage zu sehen ist, ging ich eigentlich davon aus, dass es recht voll wird. Gut, man kann sich auch mal irren. In der guten Stunde, die wir dort sind, werden uns vielleicht 30 bis 40 andere Besucher begegnen. Die Räume sind komplett in schwarz gehalten. Im Vorraum gibt es den obligatorischen Ausstellungs-Shop und zwei Texte zu Hieronymus Bosch. Wir gehen recht zügig in den eigentlichen Ausstellung- bzw. Multimediaraum. Die Ausstellung ist so konzipiert, dass die einzelnen Elemente der Bilder digitalisiert und in raumhohen animierten Präsentationen gezeigt werden. Die animierten Elemente erzählen eine Geschichte; die Kunst wird zum Leben erweckt und ist somit „alive“.

Hieronymus Bosch (1450 – 1516) ist ein Künstler der Renaissance. Er gilt als einer der rätselhaftesten Maler in der Geschichte der westlichen Kunst. Man hat ihm auch den Namen „Professor der Alpträume“ gegeben. Als ich an dem Abend schlafen will, ist mir auch bewusst warum.

Wir gehen also in den Multimediaraum. Der Raum ist quadratisch, relativ groß, an allen Wänden gibt es raumhohe Video-Leinwände. Ich erschrecke etwas, als auf einmal eine überdimensionale Eule vor mir auf der Leinwand zu sehen ist und mir zuzwinkert. Wir gehen in die Mitte des Raumes, dort gibt es einige wenige Sitzgelegenheiten. Man muss allerdings höllisch (im Zusammenhang mit Hieronymus Bosch ein grandioses Wortspiel!) aufpassen, denn trotz der großen Leinwände ist es ziemlich dunkel und auf dem Boden liegen einige Besucher, die es sich in Sitzkissen oder Schlafsäcken gemütlich gemacht haben.

Es ist gut, dass wir uns hingesetzt haben, denn mir wird bei den teilweise schnellen Animationen irgendwie schwindlig. Es dauert zwei, drei Minuten, bis man sich in die Bilderwelten „eingesehen“ hat. Hauptsächlich geht es um die sieben Todsünden, die Kirche, das Mittelalter an sich. Die Darstellungen sind teilweise sehr drastisch. Halbe überdimensionale Körper, in die man hineinschauen und beobachten kann, wie andere Figuren sich darin bewegen; Fabelwesen, Vögel, in einer Ausdrucksform, die ich so vorher noch nicht gesehen hatte. In manchen Szenen fühle ich mich an Bilder aus „Der kleine Prinz“ erinnert. Manchmal eher an Szenen aus bekannten Gemälden, wie z.B. die Geburt der Venus von Botticelli.

Der durchlauf für die Multimedia-Installation dauert ca. 30 Minuten. Eine Zeit, in der man völlig abtaucht, fasziniert von den gezeigten Gestalten und erzählten Geschichten. Danach gehen wir in einen Nebenraum und informieren uns über das Leben von Hieronymus Bosch. An dieser Stelle erklären sich in gewisser Weise die Bilder, die der Mann im Kopf hatte. Aber es erklärt nicht seine Drastizität.

Meine Freundin fragt mich nach der Ausstellung, welche Dämonen den Typen eigentlich umtrieben haben müssen, und was man wohl heute mit Personen macht, die solche Bilder veröffentlichen. Ich habe keine Antwort darauf. Aber eines weiß ich, die nächste „alive“ Ausstellung ist meine, egal worum es geht.

Bildquelle: https://www.instagram.com/p/BDKmxY4rl9h/
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