Das Gespräch ist beendet. Ich lege das Telefon zur Seite und versuche ein Resümee zu ziehen. Das Ergebnis lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Wie immer – nichts Neues.
Sie waren einkaufen, wie jeden Donnerstag, gleich bei uns in der Nähe. Warum kommt ihr nicht mal vorbei? Ich weiß, ihr wollt nicht stören, nachher hat meine Frau Nachtdienst und schläft. Na vielleicht beim nächsten Mal dann. Ach ja, der Laden hat ja nie was. Nie gibt es die Produkte, die im Angebotsprospekt stehen. Aber Parkplätze, die gibt es. Deswegen fahrt ihr ja so gerne dorthin. Sonst gibt es ja nirgendwo Parkplätze. Auch keine Parkhäuser. Also Parkhäuser, in die man im Alter von über 75 Jahren noch problemlos – ohne die Gefahr eines Kratzers – hineinfahren kann. Aber sie sind ja auch eng, muss man schon zugeben.
Nein, sonst gibt es nichts Neues. Die Nachbarn haben ihren Zaun gestrichen. Aber nur einmal. Nee, hält bestimmt nicht lange. Wie es den Kindern geht. Danke, gut. Sie freuen sich auf die Ferien und haben noch nichts vor. Ihr ja bestimmt auch nicht. Ach so, Blutabnahme. Nee klar, da geht eigentlich die ganze Woche nicht. Ein anderes Mal. Wenn´s mal wieder wärmer ist. Gerne.
Alba? Ja, ich war da. Ich bin immer da. Nee, die Kinder nicht. Stimmt, läuft nicht so. Ja, waren auch mal besser. Willst Du nicht mal mitkommen? Würde Dir gerne zeigen, wo ich oft meine Freizeit verbringe, und wie das da so ist. Zu laut, stimmt. Nee, muss ja auch nicht.
Zum Essen kommen, wir alle, gerne. Ich guck mal in den Kalender. Ja, da ginge es. Natürlich, auch zum Kaffee. Wir bringen gerne Kuchen mit. Pizza bestellen? Hat den Kindern gut gefallen, klar. Aber ihr könntet ja mal wieder das leckere…, was ich so gerne esse… okay, machen wir so. Pizza ist ja auch einfacher für alle Beteiligten.
Warum lacht ihr so? Ach, der Hund im Fernsehen. Läuft auf RTL, mhm. Nee, gucken wir nicht. Gar nichts, ist aus. Na dann, wir telefonieren die Tage.
Ich leide bei diesen Telefonaten. Ich leide, weil ich nur schwer mit der Situation umgehen kann, dass es nichts mehr zu erzählen gibt. Und das schon für so eine lange Zeit. Doch ich weiß genau, dass der Moment kommen wird, an dem ich mich nach diesen Telefonaten zurücksehnen werde. Ich wünsche mir noch ganz viele davon.
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