Mit Shirt, Hose und Schuhen…

Am Samstag beginnt die neue Saison für das Basketball-Team von ALBA Berlin. Und das gleich mit einem Do-or-Die-Spiel im Pokal. Die Vorfreude bei allen ist riesig. Das Team ist größtenteils zusammengeblieben, Leistungsträger wurden mit Vierjahresverträgen ausgestattet und auch Coach Aito bleibt dem Team, den Fans und dem Verein noch mindestens ein Jahr erhalten. Grund genug für das jährliche – in der Politik würde man sagen – Sommerinterview mit Tom Böttcher, seines Zeichens Moderator bei radioeins und Hallensprecher bei ALBA Berlin.

Wo kommst Du denn her“, fragt er mich, als ich angelaufen komme. Meine Antwort, dass ich mit dem Auto vom Bahnhof gekommen bin und jetzt nur hier in der Straße einen Parkplatz gefunden habe, irritiert ihn sichtlich. „Du bist mit dem Auto vom Bahnhof…“; er zeigt auf den ungefähr 100 Meter entfernten Bahnhof Finkenkrug. Nachdem ich ihm versichert habe, dass es dann doch noch nicht so schlimm um mich steht, und ich vom Bahnhof Falkensee (ca. 3,5 km entfernt) komme, sitzen wir aber auch schon am Tisch und sprechen über Basketball und ALBA Berlin.

Für Tom war die letzte Saison ein voller Erfolg. „Titel sind nicht alles. Natürlich ist es schön, sie zu gewinnen, aber das Team hat so großartig gespielt, die Stimmung in der Halle war so grandios; es hat einfach Spaß gemacht, dabei zu sein. Das ist es, was für mich zählt. Und es wird auch immer so bleiben“. Dann kommt er aber doch auf die einzelnen Finals. „Die Niederlage gegen Bamberg; das tat schon weh. Da war deutlich mehr drin. Aber das war schnell abgehakt. Und über das Finale gegen Valencia im EuroCup brauchen wir nicht reden. Unser Gegner war das eindeutig bessere Team. Toll, dass wir überhaupt Spiel 2 zu Hause gewinnen konnten. Das hat uns sicherlich auf der europäischen Basketball-Landkarte noch einmal bekannter gemacht.“ Er macht eine kurze Pause. „Die Serie gegen München hat mich dann aber doch ganz schön runtergezogen. Nach dem starken Auftritt gegen die Oldenburger, hatte ich mir da mehr erhofft. Aber wir haben es nicht zu Ende gebracht. Klar, München war stark und in den entscheidenden Momenten besser, aber das haben wir selbst zu verantworten.

Die Bedienung ist inzwischen leicht genervt, weil wir immer noch nicht in die Karte geschaut und uns etwas zu essen ausgesucht haben. Nachdem wir das nachgeholt und die gute Frau damit zufriedengestellt haben, sprechen wir kurz über die WM. „Unsere drei Jungs werden so richtig hungrig sein. Das wird uns zu Gute kommen, das hat man schon in den Testspielen sehen können.“ Insgesamt ist Tom begeistert von der Vierjahres-Politik des Vereins. „Mit Luke Sikma, Marcus Eriksson  und Jonas Mattisseck haben wir jetzt drei Spieler langfristig an uns gebunden. Das ist super. Klar, man weiß nie, was ein Vier-Jahres-Vertrag am Ende wirklich bedeutet, aber es ist ein starkes Zeichen. Und Mattisseck, der hat Eier!!!“ Meine Nachfrage, ob er auch einen neuen Vier-Jahres-Vertrag bekommen hat, beantwortet er mit einem Lächeln. „Diese Saison werden es 20 Jahre. Deswegen findet man mich auch in der 30-Jahre-ALBA-Chronik.“ Die Fotos dafür von sich hat er übrigens selbst zur Verfügung gestellt. „Ich war halt damals so. Das waren coole Zeiten bei Fritz“. Es folgen Anekdoten über Wendell Alexis und Marco Pesic…

Wir philosophieren kurz, ob der eine Verein im Süden des Landes, einem seiner besten Spieler auch einen Vierjahresvertrag gegeben hätte, wenn ALBA nicht mit Luke Sikma vorangeprescht wäre. „Booker und Jovic werden den Münchnern schon fehlen. Mit Monroe sind sie zwar stark in der Offense, aber vielleicht auch etwas anfällig in der Defense, wenn man mit einem schnellen Mann dagegenhalten kann. Und da wir gerade bei anderen Teams sind, eigentlich muss man jetzt irgendwie Bonn mögen, oder? Mit Joshi und Thomas [Päch] als Headcoach. Hoffentlich bekommt Thomas dort ausreichend Zeit, seine Philosophie umzusetzen.

Auf meine Frage, ob er sich den 14./15. April schon in seinem Kalender mit einem Kreuz markiert habe, kommt Tom ins Überlegen. „Was ist da? Das Euroleague-Finale in Köln?“ „Na ja nicht ganz“, antworte ich, „aber an diesem Spieltag kommt Heiko Schaffartzik mit den Hamburg Towers in die Mercedes Benz Arena.“ „Ach ja, da war ja was“, murmelt Tom. „Spannend, da kreuzen sich noch mal unsere Wege.“ Ganz besonders haben es Tom die bevorstehenden Spiele in der Euroleague angetan: „Es wird super sein, die ganzen Stars bei uns begrüßen zu dürfen. Am meisten freue ich mich auf Leute wie Rudy Fernández oder Nikola Mirotić. Die finde ich toll. Und dieses Jahr kann ich auch gegen sie sein, wenn ich sie spielen sehe.“ Ein schelmisches Lächeln huscht über sein Gesicht.

Beim nächsten Thema echauffiert sich Tom mächtig. „Das ist ein Skandal! Das gibt es doch gar nicht.“ Der halbe Laden schaut zu uns rüber. Konkret geht es um den neuen „In-Arena Code of Conduct“ der Euroleague. Darin steht u.a., dass alle Personen ein Oberteil, eine Hose und Schuhe tragen müssen, wenn Sie in der Halle bei einem Euroleague-Spiel dabei sein möchten. „Na, da werden sich die südeuropäischen Fans aber freuen. Und bitte, was machen wir denn, wenn sich vierhundert Fans von einem Team einig sind, und sie ihre T-Shirts ausziehen? Geht dann dort die Hundertschaft rein?“ Auf manche Fragen findet man einfach keine Antwort.

Eine Neuerung gibt es für Tom auch. „Ich darf wieder nach vorn an den Anschreibetisch. Das ist schön. In seiner Nähe wird es jetzt gepolsterte Sitze geben, die man buchen kann. Das ist eine Vorgabe der Euroleague, und man will das erst einmal für die BBL-Spiele übernehmen. Mal gucken wer da so kommt.“ Apropos, Tom hofft natürlich, dass insbesondere bei der Euroleague alle in die Halle kommen. „Mit der Euroleague gibt es auch einen kleinen Vorteil für den Verein. Sie ist deutlich besser planbar als der EuroCup. Flüge, Hotel etc. – eigentlich stehen schon alle Termine für die Saison fest. Unser Coach kann sich auch schon vorab darüber informieren, welche Vögel er jeweils vor Ort fotografieren kann. Ich finde ihn einfach so toll!

Das ALBA einen Spieler wie Marcus Eriksson, der schon neun Jahre in Spanien gespielt hat, verpflichten konnte, beeindruckt ihn sehr. „Der ist super. Das hat man schon in den Testspielen gesehen. So jemand hat uns letzte Saison am Ende gefehlt. Den wollten doch bestimmt viele Vereine in Europa haben.“ Aber auch von Tyler Cavanaugh hält er viel: „Du weißt, Dennis [Clifford] war mein absoluter Lieblingsspieler, aber ich glaube Cavanaugh wird uns deutlich mehr Möglichkeiten unter dem Korb geben. Er ist definitiv ein Upgrade zu Dennis.“ Von Makai Mason will er sich hingegen überraschen lassen. „Er hat ja leider in Oranienburg nicht gespielt, aber auf ihn bin ich sehr gespannt. Ich habe ihn vorher gar nicht gekannt.

Mit einem großen Kaffeefleck auf der Tischdecke geht unser Gespräch über Basketball dann auch so langsam zu Ende. Ich wollte ihn eigentlich noch fragen, wer jetzt dem Albatros in den Auszeiten die T-Shirts in die T-Shirt-Kanone steckt. Aber dann fiel mir wieder ein, dass ja ab dieser Saison alle Zuschauer T-Shirts anhaben müssen. Kann man sich also auch sparen…

 

Wer noch mehr lesen möchte:

Hier geht es zum Interview vor der Saison 2018/2019 – „To whom it may concern“

Hier geht es zum Interview vor der Saison 2017/2018 – „Das ist ein geiler Typ“

Hier geht es zum Interview vor der Saison 2016/2017 – „Nicht wieder ab Mai vor dem Fernseher…“

Hier geht es zum Interview vor der Saison 2015/2016 – „Tom und Alba – Mit Leib, Seele und Stimme für Berlin“

 
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