Es ist Sonntagnachmittag. Ich hab mal wieder Lust, mit unserer Wii U zu spielen. Das mache ich nicht so oft, was sicherlich auch daran liegt, dass meine Talente eher woanders zu finden sind. Aber egal, eine Runde Mario Kart 8 wäre jetzt cool.
Ich frage Jona, ob er mit mir spielen möchte. Mit mehreren Spielern macht das einfach mehr Spaß. „Bist Du Dir sicher?“ entgegnet er auf mein Anliegen. Allein die Antwort ist schon eine Frechheit, und an dieser Stelle hätte ich mir das Ganze noch einmal überlegen sollen. Doch ich bestätige ihm, dass ich mir sehr sicher bin.
Natürlich spielt er mit dem Gamepad. Zu seiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass er mich jedes Mal fragt, ob ich damit spielen möchte. Angeblich ist es viel einfacher und leichter, sein Kart damit zu steuern. In der Regel sage ich aber nein, denn es ist sowieso egal.
Während ich mir überlege, mit welcher Figur ich ins Spiel gehen möchte, klickt sich Jona in gefühlt 2,1 Sekunden, sein Fahrzeug, seine Reifen und seine Flughilfe zusammen. „Papa, wenn Du diese Reifen da nimmst, kannst Du die Wände hochfahren!“ Öhm ja, ich dachte wir fahren auf einer Rennstrecke?
Nachdem ich mir meine Kombi ausgesucht habe, lädt das eigentliche Spiel. Viele Figuren laufen am unteren Bildschirmrand von rechts nach links. Das erinnert mich immer an den Vorspann vom ZDF Ferienprogramm aus den 80er Jahren. Da liefen die Figuren auch immer von rechts nach links zu dem Slogan „Hallo, Leute es sind Ferien, und alle machen Blau von Flensburg bis nach Oberammergau. Denn es sind Ferien, und mit viel Tamtam und Information steigt wieder unser Ferienprogramm, unser Ferienprogramm….“ Warum weiß ich so etwas eigentlich noch?
Jetzt geht es darum die erste Strecke auszuwählen. Ich – als Papa – habe das Erstwahlrecht. Viele der Strecken haben mit eigentlichen Rennstrecken nicht viel zu tun. Manche verursachen auch Augenkrebs, wenn man sie spielt. Aber wenn man sie beherrscht, machen sie bestimmt sehr viel Spaß. Während Jona die Strecken rauf- und runterscrollt, unterbreche ich ihn plötzlich und sage „Kuhmuh-Weide“. Das ist meine Lieblingstrecke, auf Sand, an Kühen vorbei und mit Schlaglöchern. Also wie früher hier in Waldheim (nur eben ohne Kühe)!
Das Spiel ist geladen, der Countdown läuft runter: 3 – 2 – 1 – Los! Ich lege einen Blitzstart hin und führe das Feld souverän an. Läuft! „Papa, was machst du da? Fahr doch vernünftig.“ Ähm wie, ich führe doch, denke ich mir noch, als ich merke, dass ich auf die falsche Bildschirmhälfte und somit auf Jonas Kart geschaut habe. Der Bildschirm ist nämlich vertikal geteilt. Das kann man ja schon mal verwechseln (hüstel). Ich komme nicht vorwärts, weil ich versuche mit meinem Kart durch eine Kuh, die auf der Strecke steht, durchzufahren.
Als ich dann endlich losfahre, liege ich schon ganz hinten. Allerdings gelingt es mir, ein paar Plätze aufzuholen. „Pass auf Papa, Bowser ist hinter Dir und hat einen roten Pilz!“. Ich erspare mir die Frage, ob das gut oder schlecht ist, denn kurze Zeit später kenne ich die Antwort. Ich sammele einen Würfel ein und bekomme selbst einen roten Pilz. „Auf der Regenbogenstrecke könntest Du mit dem Pilz jetzt eine Abkürzung nehmen. Auf der Strecke gibt es drei Abkürzungen“. Schön, denke ich mir, nutzloses Wissen. Ich würde mich schon freuen, wenn ich hier vom 11. Platz mal wegkommen würde.
Jona führt das Rennen mit großem Abstand an. Was mich immer wieder fasziniert (und gleichzeitig wahnsinnig macht), ist, dass er genau weiß, was gerade bei allen anderen auf der Strecke passiert. Auch, wenn wir zu viert spielen. Ich weiß nicht, wie er das macht.
Als ich gerade in die letzte der drei Runden starte, ist Jona schon im Ziel und kostet seinen Triumph genüßlich aus, indem er mir Tipps gibt. Am Ende werde ich 10. „Sei nicht traurig“, sagt er zu mir und kuschelt sich zum Trost an mich. „Ich fahre ja auch öfter als Du.“
Bevor wir zu nächsten Strecke wechseln, schauen wir uns noch die Highlights des Rennens an. Dabei stelle ich fest, dass er beim Fahren extra Stunts ausprobiert, um sich diese dann in Zeitlupe anzusehen sowie vor- und zurückzuspulen. Respekt, mein Sohn, ich bin froh, wenn ich auf der Strecke bleibe.
Obwohl, das ist mir ja gerade passiert…
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