Eure Zuschauer lieben euch für die Olympia-Berichterstattung! – Ein offener Brief an ARD und ZDF…

Liebe ARD und liebes ZDF,

da könnt ihr ja mächtig stolz drauf sein. Eure Zuschauer fanden es toll, wie ihr von den diesjährigen Olympischen Spielen in London berichtet habt. Es gibt Bestnoten – unter anderem für die „tollen Bilder“ sowie die „Sachkompetenz“ und „Ausstrahlung“ eurer Moderatoren. Das hat ein Marktforschungsinstitut für euch herausbekommen. Immerhin wurden über 1.000 Personen befragt. Und die besten Noten haben euch gerade die jüngeren Zuschauer und Frauen gegeben. Wahnsinn! Aber klar, bei den kompetenten Moderatoren und der hervorragenden Programmplanung, die dazu führte, dass man fast alle Entscheidungen live verfolgen konnte, ist dieses Ergebnis auch nicht verwunderlich und vor allem verdient! Und das Beste ist doch das Ergebnis der Umfrage, dass 93 Prozent euch auch weiterhin einschalten werden, wenn ihr wieder von Olympischen Spielen berichtet. Klasse!

Nicht zu vergessen euer hervorragendes Livestream-Angebot. Da konnte man sich seine Sportart aussuchen und online gucken, sofern ihr der Meinung gewesen seid, dass es diese Entscheidung verdient hatte, als Livestream angeboten zu werden. Das war Weltklasse und hat auch dazu geführt, dass der Branchenverband Bitkom jubelt: „Dies ist der Durchbruch von Internet TV“.

Mit diesen tollen Ergebnissen war aber nun wirklich nicht zu rechnen. Im bösen Internet habe ich immer nur nörgelnde Nutzer gefunden, die – teilweise wirklich in einer anmaßenden Art und Weise – ihre Meinung kundgetan haben. Da war es schon gut, dass ihr bei der ARD auf eurer Facebookseite mehrmals eindringlich auf die Netiquette hingewiesen habt. Richtig so, lasst die doch meckern und macht euer Ding weiter. Und dem Kalkofe, diesem Nestbeschmutzer, habt ihr es mal so richtig gezeigt. Einfach mal seinen Kommentar zur Abschlussfeier von eurer Facebookseite gelöscht, und schon ist das Thema erledigt. Das war total elegant gelöst und hat auch niemand gemerkt. Ihr seid meine Helden!

Aber einmal seid ihr vor dem Mob doch tatsächlich eingeknickt. Komm gebt´s zu – ihr habt eurem großartigen Dreigestirn Bartels, von Almsick und Seelmann-Eggebert gesteckt, dass sie bei der Abschlussfeier einfach mal die Klappe halten sollen, oder? Aber das finde ich gut, der Mob am anderen Ende des Empfangsgerätes hat diese hochwertigen Kommentare auch einfach nicht verdient! Und schön, dass ihr noch Julius Brink und Jonas Reckermann unter den deutschen Athleten gefunden und uns gezeigt habt. Das war wirklich wichtig und hat die Veranstaltung abgerundet!

Irgendwie war die ganze Berichterstattung von euch so schön locker und aufs Wesentliche reduziert. Fällt doch sowieso niemanden auf, dass es nicht sein kann, wenn der Kommentator bei der (Beach-) Volleyball-Zusammenfassung vom ersten Satz- oder Matchball spricht, wenn die Mannschaft, die hinten liegt, Aufschlag hat. Auch beim Badminton ist der Drops (Achtung Wortspiel) ja schnell gelutscht, wenn man mal mit den Begriffen „Clear“ und „Drop“ durcheinanderkommt. Ebenso fand ich die Fokussierung auf die deutschen Sportler hervorragend. Ist doch Wurscht, wer vorne Olympiasieger wird, Hauptsache wir wissen, dass der Deutsche Athlet gerade den Endspurt anzieht und vielleicht noch 11. wird. Da geht noch was!

Und zum Abschluss möchte ich euch noch dafür danken, dass ihr das Thema Doping mal so komplett außen vor gelassen habt. Interessiert auch wirklich keine Sau. Ach da fällt mir ein, darf der weißrussische Kugelstoßer, der den Frauen-Wettbewerb gewonnen hat, jetzt eigentlich trotzdem ein Leben lang Wurst essen? Ich fände es fair. Was kann der denn dafür, wenn sein Verband und die Verantwortlichen in London ihn aus Versehen im falschen Wettbewerb antreten lassen? Und an Herrn Poschmann hätte ich noch die Frage, wie stark sich seine Zeit über 100m schon verbessert hat, seitdem er die 16 Bananen am Tag isst?

In diesem Sinne, Glückwunsch an euch, liebe ARD und liebes ZDF. Öffentlich-rechtlich forever!

Dieser Beitrag wurde zuerst am 15.08.2012 im MediaBusinessBlog veröffentlicht.

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Jahrgang 1974, im Sog der Großstadt mit verrückten Typen; im Bann des Basketballs von ALBA Berlin; im offenen Diskurs mit den Medien und deren Protagonisten - immer mit eigener Meinung, mal glücklich und zufrieden, mal fassungslos und erschrocken...

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