Am Wochenende beginnt die neue Basketball-Saison. Anlass genug zum jährlichen Preseason-Plausch mit Tom Böttcher, seines Zeichens radioeins-Moderator und Hallensprecher bei ALBA Berlin. Es ist Montagabend und wir treffen uns in einem Restaurant, dass so ziemlich mittig zwischen unseren beiden Häusern liegt (na ja, zumindest fast). „Hey, Man in Black“ schallt es mir entgegen, als Tom angeradelt kommt. Okay, ich komme direkt aus dem Büro, und hatte keine Zeit mich umzuziehen, aber so schlimm ist es nun auch wieder nicht…
Ziemlich schnell sind wir mitten im Austausch über unseren Lieblingsverein. Doch zuerst möchte ich von Tom wissen, was sein Highlight in der letzten Saison gewesen ist, ausgenommen die Playoff-Serie gegen das Team aus dem Süden. „Das ist ganz einfach. Es war das Tony-Gaffney-Spiel gegen Oldenburg“ (er steuerte 21 Punkte zum 81:63 Sieg bei). „Das war der Tony Gaffney, den wir alle gerne gesehen haben. Schade, dass er diese Saison nicht mehr bei uns ist.“ Nach einer kurzen Pause ergänzt Tom: „Allerdings würde er alterstechnisch deutlich hervorstechen.“
In Bezug auf die Verpflichtung von „Aito“ Garcia Reneses, findet Tom nur gute Worte: „Im ersten Moment dachte ich, hui, aus Spanien, und dann sah ich sein Alter. Viele ALBA Trainer hätten meine Brüder sein können; zumindest seit Svetislav Pesic. Mit Aito haben wir nun einen Trainer, der problemlos als mein Vater durchgeht.“
Von der Philosophie Aitos ist Tom sehr angetan: „Bei ihm weiß man, wofür er steht. Er hat einen Plan, ein Konzept. Den hatte Caki im letzten Jahr auch, nur konnte er ihn irgendwie nicht richtig vermitteln. Es war irgendetwas mit Verteidigung. Bei Aito weiß man, dass er junge Spieler fördert und weiterentwickelt. Ich war so angetan von Bennet Hundt, als ich ihn in Oranienburg im Testspiel gegen Unics Kazan gesehen habe. Seine Verteidigung war sensationell, und erinnerte mich an Tommy Thorwarth, als er damals in der Max-Schmeling-Halle Sasa Obradovic so zur Verzweiflung gebracht hat, dass er über die Mittellinie zurückgedribbelt hat. Wenn das ein Ergebnis der Saison unter Aito wird, dann werden wir Fans viel Grund zur Freude haben.“ Dass er das erste Mal außerhalb von Spanien ein Team übernimmt, sieht Tom zwar nicht als problemlos an, doch macht Aito nicht zuletzt aufgrund seines Alters einen so ruhigen und gefestigten Eindruck auf ihn, dass dies während der Saison kein Thema sein sollte.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Niels Giffey bei uns bleibt. Er sah gegen Ende der Saison immer so niedergeschlagen und traurig aus. Ich freue mich total darüber. Wenn er jetzt ab und zu noch einmal mehr aus sich rausgehen würde, könnte er der Mannschaft vielleicht noch mehr helfen. Zusammen mit Akeem und Joshiko haben wir da ein starkes Trio. Auch zur Identifikation für die Fans.“
Als nächstes habe ich Tom Halbsätze vorgegeben, die er spontan vervollständigen sollte (etwas, was er auch gerne mit seinen Gästen im Radio macht):
Der neue Pau Gasol von ALBA Berlin heißt…
„Luke Sikma… Allerdings ist Pau Gasol wirklich schon eine große Nummer. Er ist einer meiner absoluten Lieblingsspieler. Tolles Teamplay, individuelle Klasse, der kann einfach alles. Das traue ich Luke aber auch zu.“
Wenn ich 70 Jahre alt bin, werde ich…
„Ehrenhallensprecher bei ALBA Berlin.“
Auf Auswärtsfahrten sieht man mich in dieser Saison…
„häufiger, wie z.B. gleich am 08.10., wenn es mit 70 Fans nach Weißenfels geht.“
Familienspiele in der Viertelpause finde ich…
„so herrlich chaotisch. Ich muss anfeuern, Punkte zählen, immer ein Foto mit allen Beteiligten organisieren, und der Albatross turnt auch noch mittendrin rum. Letzte Saison gab es ein Spiel, das wollte einfach kein Ende nehmen. Die Spieler und der Schiedsrichter schauten mich an, und ich musste mir etwas einfallen lassen. Aber das Foto am Ende musste trotzdem sein.“
Wenn ALBA Berlin diese Saison Meister wird…
„fahre ich immer noch mit dem Fahrrad einmal um Berlin herum. Und alle ALBA Fans, die möchten, können mitfahren. Dabei bleibe ich, auch wenn ich es schon letztes Jahr gesagt habe.“
„Willst Du mich nicht fragen, wer diese Saison mein Lieblingsspieler wird?“ „Nö, Tom, eigentlich nicht, aber wenn Du unbedingt magst…“ „Dennis Clifford ist ein geiler Typ! Er ist jetzt schon mein absoluter Favorit. Ein Spieler für die Fans, immer mit Emotionen und viel Einsatz. Schau Dir nur sein Vorstellungsvideo bei ALBA an. Ich habe mich in ihn schockverliebt.“
In diesem Jahr sollen auch andere die Möglichkeit haben, Tom eine Frage zu stellen, die sie schon immer mal beantwortet haben wollten. Poppy zum Beispiel möchte wissen, ob seine Kette eine tiefere Bedeutung hat, oder ob sie einfach nur ein Schmuckstück für ihn ist. „Ich mag diese Kette ganz besonders, aber ich verbinde nichts Besonderes mit ihr. Sie ist einfach nur Schmuck, den ich hübsch finde.“
Annett hingegen interessiert, wo Tom seine „Obi-Tom-Kenobi-Kappe“ her hat. „Du meinst den Hut, den ich immer beim Pokalturnier aufsetze? Warte mal, den habe ich mal in einem Kostümladen in der Hauptstr. gekauft; zum Fasching, für die Kinder. Die Kappe hatte oben noch Augen dran. Irgendwie fand ich das Ding dann aber selbst ganz nett, und da es auch noch auf meinen Kopf passte, habe ich sie behalten.“
Tom ist gut mit einigen anderen Hallensprechern aus der Basketball Bundesliga befreundet. So liegt es nahe, auch sie zu fragen, was sie gerne von ihm wissen möchten. Matthias Stego Steger aus Bamberg fragt, ob Tom sich noch an sein erstes Spiel als Hallensprecher erinnern kann, und ob er sich damals vor Aufregung auch fast in die Hose gemacht hat. „Nein, so aufgeregt war ich nicht. Mein Mund war sehr trocken. Es war ein Playoffspiel, noch unter Pesic in der Max-Schmeling-Halle. Aber ich war ja auch schon bei Spielen zuvor in der Halle und habe Interviews mit den Spielern durchgeführt. Es war also nicht alles total neu für mich.“
In eine ähnliche Richtung geht die Frage von Frankfurts Hallensprecher Mark Geberth-Hindermeyer: „Die Kulisse in der Mercedes-Benz Arena ist wirklich riesig. Bist Du immer noch ein wenig aufgeregt, und hast Du ein persönliches Ritual vor jedem Spiel?“ „Nein, ein Ritual habe ich nicht wirklich. Es sei denn, man zählt den Gang zur Toilette dazu. Ich gehe vor jedem Spiel und in jeder Halbzeitpause aufs Klo; egal ob ich muss oder nicht. Man weiß ja nie, was passiert. Und spätestens seit dem Spiel gegen Sarajevo weiß man ja, dass das alles auch ganz schön lange dauern kann. Wir haben das übrigens mal gemessen. Ich weiß ja nicht, wo Mark in Frankfurt das nächste Klo hat, aber ich muss 200 Meter durch die Halle laufen. Selbst wenn ich mich beeile, dauert es länger als zwei Minuten. Da reicht also nicht mal eine Viertelpause. Aber ein anderes Ritual habe ich nicht.“
Auf meine Frage, ob er diese Saison als Hallensprecher etwas anders machen möchte, muss er kurz überlegen. „Na ja, man will immer besser werden, aber eigentlich nicht. Ich versuche immer die Stimmung in der Halle aufrechtzuhalten oder zu beleben, damit es für alle ein Erlebnis ist. Vielleicht können wir unseren Top DJ noch etwas mehr einbinden.“
Zum Schluss wollte ich von Tom noch wissen, warum er so intensiv auf Instagram unterwegs ist. „Instagram finde ich total spannend. Ich habe zwar inzwischen mein Nutzungsverhalten etwas geändert, und poste nicht mehr jeden Tag etwas, aber man lernt andere Menschen kennen, die die gleichen Interessen haben, und kann sich prima austauschen. Vor allem die Basketballer sind hier häufig zu finden. Das macht einfach Spaß.“
Na dann, folgen wir ihm in die Halle und auf Instagram.
Wer noch mehr lesen möchte:
Hier gehts zum Interview vor der Saison 2016/2017 – „Nicht wieder ab Mai vor dem Fernseher…“
Hier gehts zum Interview vor der Saison 2015/2016 – „Tom und Alba – Mit Leib, Seele und Stimme für Berlin“
2 Comments for “„Das ist ein geiler Typ“”
To whom it may concern – Der Alltagsblogger
says:[…] Hier gehts zum Interview vor der Saison 2017/2018 – „Das ist ein geiler Typ“ […]
Mit Shirt, Hose und Schuhen… – Der Alltagsblogger
says:[…] Hier geht es zum Interview vor der Saison 2017/2018 – “Das ist ein geiler Typ” […]