Auf dem Amt…

Mittwochfrüh, 9:30 Uhr; ich fahre mit den Fahrstuhl in den zweiten Stock vom Gesundheitszentrum. Die Schilder sprechen eine eindeutige Sprache, links herum geht es zur Führerscheinstelle. Ich brauche einen neuen Führerschein , denn derjenige, der der Meinung war, mein Portemonnaie zu klauen, hat sich anscheinend dafür entschieden, selbiges sehr gründlich zu entsorgen. Nach ein paar Schritten sehe ich die Tür und gehe hinein. Ein großer Raum eröffnet sich vor mir. In der Mitte ein Wartebereich, links ein Flur und mehrere Beratungszimmer. Rechts von mir erblicke ich den Info-Schalter. Es ist jedoch gerade niemand anwesend. Die Fenster stehen sperrangelweit offen und die, durch den draußen fallenden Sprühregen, nasskalte Luft zieht in das Zimmer. Ich warte…

Das war vorher im Bürgeramt, als ich meinen neuen Ausweis beantragt hatte, anders. Ich musste nur fünf Minuten warten (an alle Berliner Freunde: Fünf Minuten und ohne vorherige Terminvereinbarung!) Interessant zu beobachten war der ältere Herr, der in den Wartebereich kam, an der Info fragte, was er tun muss, um einen neuen Ausweis zu beantragen, und dann missmutig zum Automaten ging, um eine Wartemarke zu ziehen. „Wie jeht denn ditte“, raunte er in den Raum, als er sich das Gerät intensiv von allen Seiten ansah. „Sie müssen am Bildschirm nur auf das Feld „Meldestelle“ drücken, dann kommt an der Seite die Wartenummer raus“, belehrte ihn die Mitarbeiterin des Bürgeramts (ja, „belehrte“ ist absolut treffend). „Wo muss ick jetz ruffdrücken? Seine Nase befand nun genau vor dem Bildschirm, was ihm aber auch nicht schwer fiel, denn er war nicht nur stark untersetzt sondern auch ziemlich klein. „Ach da“, und schon hatte man das Gefühl, dass sich sein Zeigerfinger durch den Bildschirm direkt in die Elektronik bohrte. Als die Wartemarke nicht innerhalb von einer Sekunde aus dem Gerät kam, da sie doch erst noch gedruckt werden musste, hörte ich noch ein genervtes „als ob ick den janzen Tach Zeit hätte“, um dann im Beratungszimmer zu verschwinden, als meine Nummer auf dem Monitor angezeigt wurde.

Doch zurück zur Führerscheinstelle. Es ist schon ein wenig kühl hier. Auch ist es ziemlich dunkel, so dass ich schon ganz genau gucken muss, um mir das Plakat über die richtige Haltung, Mimik und Gestik bei der Anfertigung von Passfotos anzusehen. Es gibt immer vier Beispiele, wie man es nicht machen darf und eine richtige Alternative. Für Männer und Frauen, Alte und Junge, Kinder und Babys. Ich erwische mich bei dem Gedanken, warum es nicht auch Bespiele für Hunde und Katzen gibt, um dann zu merken, dass dieser Gedanke Blödsinn ist.

Ich gucke in einen der offenen Beratungsräume; Schreibtisch, Stuhl, Regale, Akten, ein offenes Fenster. Ach daher der Durchzug, schiesst es mir durch den Kopf. Inzwischen sind bestimmt zehn Minuten vergangen, als mir auffällt, dass hier wirklich niemand ist. Weder ein Berater, noch jemand am Info-Schalter, geschweige denn jemand, der einen Führerschein haben möchte. Nur ich bin da. Durch Zufall erblicke ich eine Broschüre, auf der die Öffnungszeiten abgedruckt sind – mittwochs geschlossen
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