Endlich ist er da, der neue Ikea-Katalog! Was waren das für Schlagzeilen vor einigen Wochen: „Die Zukunft ist anders: der interaktive Ikea Katalog 2013“, „Augmented Reality – Ikea setzt auf iphone und Adroid“ oder aber „A new kind of catalouge“. Nun liegt er also vor mir mit 335 Seiten geballter Medienzukunft. So, jetzt noch schnell die kostenlose App heruntergeladen und schon kann´s losgehen.
Gleich auf der ersten Seite steht ein ausführlicher Hinweis, was man tun muss, um Augmented Reality in diesem Katalog zu genießen. Aha, es gibt immer oben rechts ein Symbol auf der Seite, wenn es etwas zu entdecken gibt. Dann muss man mit der Ikea-APP die ganze Seite scannen und dem Spaß steht nicht mehr im Wege.
Aber Moment mal, auf welchen Seiten ist denn nun dieses Symbol? Ah ja, wenn ich mich nicht verzählt habe, dann gibt es 43 Symbole in diesem Katalog. Bei 355 Seiten sind das immerhin knapp über 12 Prozent der Seiten. Da hätte ich mir mehr vorgestellt, aber erst einmal schauen, was es in der erweiterten Realität zu entdecken gibt.
In der Regel laufen Augmented Reality-Anwendungen darauf hinaus, dass man mit der Kamera seines Smartphones etwas erfasst und dann auf dem Bildschirm zusätzliche Inhalte präsentiert bekommt, die mit der von der Kamera dargestellten Umgebung verbunden werden. Das funktioniert auch hier ganz gut. So z.B. auf Seite 98 des Katalogs. Nachdem man die Play-Taste auf seinem Smartphone gedrückt hat, die nach dem Scannen auf dem Bildschirm erschienen ist, startet ein lustiges kleines Video, in dem man sehen kann, was man mit der auf der Katalogseite abgebildeten Kücheninsel so alles anstellen kann. So kann man z.B. Teig rollen oder Tischtennis spielen. Technisch gut gemacht, aber irgendwie absolut ohne Mehrwert.
Je mehr Seiten ich scanne, desto mehr schwindet meine Euphorie. Häufig gibt es „nur“ Bildergalerien, auf denen das Möbelstück in verschiedenen Varianten und Betrachtungswinkeln zu sehen ist. Oder es gibt Image-Filme von Ikea wie z.B. auf Seite 209 die, in dem erklärt wird, wie toll doch die LED-Technologie ist. Oder auf Seite 7, wenn einem gezeigt wird, wie schwierig das Leben doch ohne Textilien wäre. Natürlich können die Stoffe von Ikea hier schnell Abhilfe schaffen.
Was Augmented Reality tatsächlich leisten kann, wird, wenn überhaupt, nur angedeutet. So etwa auf Seite 24, wenn der Smartphone-Bildschirm einen Blick in den verschlossenen Schrank erlaubt. Im Katalog ist der Schrank zu, schaut man auf sein Smartphone sieht man z.B. Teller. Das ist schon faszinierend.
Insgesamt jedoch ist die Umsetzung enttäuschend. Technisch funktioniert alles einwandfrei und wahrscheinlich so, wie es sich die Macher vorgestellt haben. Aber mit diesem Katalog hat man eine Chance vertan. Und zwar die Chance, Augmented Reality für die breite Masse zu etablieren. Was soll der „normale“ Ikea-Kunde denn mit einem Video anfangen, in dem die Sofas tanzen? Ist er nicht eher daran interessiert, Zusatzinformationen zu dem Produkten zu bekommen? Vielleicht eine Aufbauanleitung, oder ein Video dazu (ggf. im Zeitraffer). Oder einen einfachen Hinweis, in welchen Regal seins Lieblings-Ikea die Möbelstücke zu finden sind, so wie es auch schon online möglich ist?
Zusammenfassend also eine nette Spielerei, aber nicht mehr. Allerdings auch nicht weniger, denn immerhin hat Ikea den ersten Schritt getan. Der nächste muss aber folgen…
Dieser Beitrag wurde zuerst am 29.08.2012 im MediaBusinessBlog veröffentlicht.
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